Handbuch der Geschichte des deutschen Parlamentarismus

Kleinstaatlicher Parlamentarismus zwischen Tradition und Wandel

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In Sachsen-Weimar-Eisenach trat am 2. Februar 1817 zum ersten Mal in Deutschland eine frei gewählte Volksvertretung zusammen. Während die liberale Öffentlichkeit der Eröffnung des Landtags große Aufmerksamkeit schenkte, fand der Weimarer Parlamentarismus in der Forschung kaum Beachtung. Dabei entfaltete sich im Spannungsfeld zwischen ständischen Traditionen und liberalen Vorstellungen eine parlamentarische Kultur, die Thüringen zu einem Kernland der deutschen Parlamentarismusgeschichte werden ließ.

In der breit angelegten Studie wird der Landtag von Weimar erstmals unter politik-, sozial- und kulturgeschichtlicher Perspektive von seinen Anfängen bis zur Revolution 1848 untersucht. Neben der Entstehungsgeschichte stehen die parlamentarische Kultur und Praxis über insgesamt dreizehn Landtage hinweg im Mittelpunkt der Studie. Als Besonderheit sticht das politische Verhältnis zwischen Regierung und Landtag hervor, das anders als in den süddeutschen Landtagen weniger durch Konflikte als durch Kooperation geprägt wurde. Diese Konstellation eröffnete den Reformkräften des Weimarer Landtags Spielräume und beschleunigte somit den Wandel von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft.