Handbuch der Musik im 20. Jahrhundert

Jazz, den wichtigsten Beitrag Amerikas zur Musik des 20. Jahrhunderts, unterscheiden einige wesentliche Merkmale von anderen musikalischen Erscheinungsformen der Zeit. Der Jazz ist älter als sein Name, er war nicht als Kunstform intendiert, wiewohl man ihn, vor allem in Europa, als willkommene kulturelle Inspirationsquelle empfand. Er wurde oral tradiert und ist bis heute eine künstlerische Äußerung geblieben, die mehr als andere von der Aufführung lebt und deren historisches Vermächtnis sich nicht so sehr in Bibliotheken und Musikarchiven findet, vielmehr in Discographien. Möglicherweise trennt die erotisierende Unterhaltungsmusik, die in amerikanischen Großstadtspelunken zu Beginn des 19. Jahrhunderts erklang, auch weit mehr von den musikalischen Konzepten eines Anthony Braxton siebzig Jahre später als die Musik der Florentiner Camerata vom Licht-Zyklus eines Karlheinz Stockhausen.