Hanna und ich

von

Hanna ’sitzt zuhause und schweigt‘, sie verschließt sich in sich selbst und öffnet sich kaum. Auch nicht dem erzählenden Ich, das versucht, Hannas Geheimnis und die Motive ihres Verstummens zu erkunden, weil es nicht will, dass Hanna ‚ausscheidet‘, dass sie im Dunkel verschwindet, in den Schatten, die sie umgeben.
Immer wieder öffnet sich die Tür zu ‚ihrem kleinen Laden‘, herein treten Herr Emm, Lea und Rio, in diesen kleinen Ort, an dem außer Reden nicht viel möglich ist: ein paar Schritte zwischen Fenster und Treppe – lesen, schreiben, sprechen. Mit ihren Besuchern kreist Hanna um eine Geschichte, die zerbrochen und verloren scheint, aber gesucht werden will. So sehr diese Suche die Figuren immer wieder zueinander hintreibt, so wenig kommen sie doch beieinander an. ‚Wohin geht’s, wenn’s nirgendwohin geht?‘ lautet die Frage, die das erzählende Ich stellt und die weiter wandert, von Figur zu Figur, von Ort zu Ort.
Erzählen – das könnte hier Hinhören heißen, Hinhören auf Sätze, die voller Spannungen sind, voller Widersprüche. Erzählen heißt auch, die Grenze zwischen ‚Traum‘ und ‚Wirklichkeit‘ offen zu halten. Denn, wie in Andrea Winklers hochgelobtem Debüt „Arme Närrchen“, wächst der Wunsch nach einer Begegnung mit dem Du an diesem Übergang. Und wie in den „Armen Närrchen“ ist die Rolle der Sprache, die Wahl der Wörter und Sätze – und das Ungesagte! – das Entscheidende.