Heimarbeit

von

Irgendwo in der Provinz. In einer Kleinstadt geprägt von feinmechanischer Produktion. Da bringt sich um, wer auf sich hält, gewissermaßen schon aus Tradition – und auf möglichst originelle Weise: Wenigstens einmal im Leben im Mittelpunkt stehen, einmal Aufsehen erregen! Darum auch versammelt sich die Einwohnerschaft, neugierig-gespannt, Abend für Abend vor der ‚Großen Leinwand’, einer Art von öffentlichem Privatfernsehen. Und wenn es einmal richtig brennt, kommt ein wenig Glanz ins öde Leben.
Ein so geschäftiger wie seelenloser Ort. Wer hier spazieren geht, der gerät leicht auf den Holzweg. Die Kinder fürchten sich vor einem großen, schwarzen Hund – und wünschen doch nichts sehnlicher, als dessen Freund zu sein, um anderen mit der Bestie Angst einzujagen. Auch besitzt jeder Bürger hier sein Grab zu Lebzeiten schon, und auf dem Grabstein steht eingraviert sein Name. Deswegen geht niemand gerne von hier fort. Er ginge ja geradewegs ins Vergessen.
Ganz anders aber Heinrich. Er ist unheilbar krank, die Ärzte geben ihm nur noch kurze Zeit zu leben. Doch eines Tages fühlt er sich ein bisschen besser – und begibt sich, hoffnungsvoll, lebensfroh, auf eine letzte Reise in den Süden, an den einen Ort, an dem er einmal glücklich war.