Heimliche Feste

Gedichte

von

„Vielleicht ist, was ich sagen wollte,
Wir sind am Anfang, und du glaubst es nicht.
Vielleicht sind alle diese Briefe
nur eine Wand, durch die du mich nicht siehst.

Vielleicht sind wir nur wintermüde
und wünschen nichts so sehr als helles Licht.
Vielleicht verlieren wir einander,
nur weil die Göttin, die uns gut will, niest.“

Goethes römische Verse, die im Titel des neuen Gedichtbuches von Uwe Kolbe berufen werden, sind nicht Portal und Programm, aber doch mehr als eine geheimnisvolle Tapetentür in ein Buch, das sich an wohlgewählten „Orten“ ereignet, an denen der Mythos noch aufscheint. Zunächst auf den Wassern von Rhein und Neckar, doch ein Hölderlinschwung trägt den Dichter weiter, nach Thrakien. Auf dem Fuße folgen scheinbar ungebundene Verse, und doch sind gerade sie Gedichte der Liebe, an Orten, die der Romantik zuwinken. Aber erst auf der letzten Station findet sich wahre, wirkliche Heimat: „In Büchern, in Preußen“. Hier liegt der Ursprung: Preußens, ja, der Welt.

Wie in den früheren Lyrik-Bänden verbindet Uwe Kolbe seine neuen Gedichte leichthändig und kunstvoll zu einem fest gefügten Zyklus von Versen. Ein melancholischer Grundton des Verlusts, der zum Pathos hinüberschwingt, nimmt den Leser mit auf eine Rundreise.