Heimwege

Unzeitgemäße Betrachtungen über meinen Vater

von

Nach mehreren Biographien und seinen Erinnerungen an die Erfolgsgeschichte des „Magazins“ („Die Nackte unterm Ladentisch“, 2001) wagt sich der Autor an einen Stoff, den er lange gemieden hat: an den Lebensweg seines Vaters, der als Schlosser und angesehener Dorfbewohner zum NSDAP-Zellenleiter wurde. Nie sprachen sie miteinander über diese dunkle Zeit, die doch zugleich für den Sohn eine glückliche Kindheit war. Es gab gleichsam eine schweigende Übereinkunft zwischen den Generationen.
Dreißig Jahre nach dem Tod des Vaters fragt der nun selbst über Achtzigjährige, wie es kommen konnte, dass ein Mann, zu dem er aufsah und den er liebte, den Nazis die Treue hielt.
Leise und unaufdringlich, doch desto einprägsamer, erzählt der Autor vom Alltag im Dritten Reich, von dem schmalen Grad zwischen Schuld und Unschuld, aber auch von der Hoffnung und den Versuchungen der neuen Macht im Osten.
Manfred Gebhardt hat ein schwieriges Thema erzählbar gemacht. Er zeigt: es gibt etwas jenseits der Ideologien und Systeme, das Verstehen ermöglicht — das Menschliche.
Ein berührendes Buch voll unbequemer Fragen.