Herr Brecht und der Erfolg

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Literatur ist für Gonçalo M. Tavares mit der Idee eines offenen Raums verbunden, der Bewegung, Spiel und Erkenntnis ermöglicht. So hat der Autor ein ganzes Viertel erschaffen und dieses mit illustren Herrschaften bevölkert; wir stoßen auf Namen wie Brecht, Breton, Calvino oder Eliot. Jeder von ihnen ist Bewohner eines eigenen kleinen Buches. Tavares selbst bezeichnet das Ensemble als »ein Asterix’sches Dorf: ein Ort, an dem man versucht, dem Eintritt der Barbarei zu widerstehen«. Nur einer der Herren entzieht sich der Nachbarschaft: Herr Walser lebt abseits, im Wald. Diese höchst vergnüglichen Bände sind kleine Hommagen, die die Sprache des jeweiligen Schriftstellers und seine spezifische Sicht auf alltägliche Fragen paraphrasieren.
Der Herr Brecht von Herrn Tavares ist ein Geschichtenerzähler, der in einem praktisch leeren Raum sitzt und düstere Schnurren zum Besten gibt. Mit dem kontinuierlichen Beschreiben von Misserfolgen wird er aber immer erfolgreicher. Allmählich füllt sich der Saal, bis er dermaßen voll ist, dass niemand mehr durch die Tür passt – und so steckt Herr Brecht mit seinem eigenen Erfolg in der Falle.

Gleichzeitig mit »Herr Brecht und der Erfolg« erscheinen in der Edition Korrespondenzen auch »Herr Valéry und die Logik« sowie »Herr Henri und die Enzyklopädie«. In jedem der kommenden Halbjahre wird der Verlag einen weiteren Band aus dem zehnteiligen Zyklus »Das Viertel« von Gonçalo M. Tavares präsentieren.