Hitlers Gesicht

Eine physiognomische Biographie

von

Keines der Bilder Hitlers aus der Frühzeit läßt auch nur im mindesten erahnen, was eines Tages von diesem Gesicht abgelesen werden wird. Vom Erlöser des deutschen Volkes bis zum maßlosen Mörder – sämtliche Rollen werden an Hitlers Gesicht lebendig und von den Zeitgenossen bewundert oder mit wachsendem Erschrecken beobachtet. Im Fadenkreuz von Abbild und Vorbild, Schreckbild und Nachbild bewegt sich die vorliegende physiognomische Biographie, deren Objekt zu den unheimlichsten gehört, die in der deutschen Geschichte bisher aufgetreten sind. Hitler lebte auf einer dauernden Bühne. Vielleicht kein anderer Machthaber des 20. Jahrhunderts hatte ein so allgegenwärtiges visuelles Echo wie er. Auf der Schwelle zum Medienzeitalter und dieses aktiv befördernd, hat er seine Anhänger und die es werden sollten in einer in Deutschland bis dahin unerhörten Weise körperlich bedrängt, im Bild, aber auch mit der Stimme und Auge in Auge. Eine Figur, in der eine halbe Nation zwischen 1919 und 1938 reine Zukunft zu lesen glaubte. Doch Bilder sind trügerisch. Fast keine Photographie, die heute biographisch verwendet wird, verrät etwas von dem, was dieser Mann an Verhängnisvollem gedacht und ausgeführt hat und was doch in der physiognomischen Wahrnehmung der Zeit unmittelbar gespiegelt wurde: von der Satire ebenso wie von der Karikatur. Eine physiognomische Biographie bietet anderes als eine Bild- oder Mediengeschichte. Der Physiognomiker orientiert sich am lebendigen Original, also vor allem an Augen- und Ohrenzeugenberichten. Wie diese modelliert und überliefert wurden, welche Vor- und Nachgeschichte sie haben, welche Bilder sie ihrerseits erzeugten, erzählt das vorliegende Buch als Beitrag zur Analyse einer immer noch rätselhaften Faszinationsgeschichte.

„Es entstehen faszinierende Einsichten in die Mentalität jenes Zeitalters und in die Psychologie des Hitler-Kultes.“
Ian Kershaw