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Literarische Befreundungen und Kunst
Der vorliegende Band versammelt 7 Texte von Dirk Werner, die zu unterschiedlichen Gelegenheiten entstanden sind. Sucht man eine Bezeichnung dafür, so könnte man von Kurzessays mit persönlichem Standpunkt sprechen. Standpunkt meint hier nicht nur im engeren Sinne Überzeugung, sondern Standpunkt heißt auch, die persönliche Situation beim Lesen und dem eigenen Weiterschreiben einzubeziehen. Bücher lesen und Kunst betrachten erzeugt einen Nachhall, der im Moment der Begegnung Freude, Überraschung und auch innere Berührung auslöst. Diese Rückbindung an die eigene Existenz lässt uns Werner in seinen Texten nachvollziehen. In dieser Schreibhaltung unterscheidet er sich wohltuend von rein wissenschaftlich verfasster Prosa. Sind es Zufälligkeiten, Raritätenfunde, persönliche Empfehlungen, Feuilletonanregungen oder liegt dem doch eine tiefere Notwendigkeit zugrunde, gerade zu dieser Zeit für ein Werk besonders empfänglich zu sein? Was auch der Grund letztlich sein mag, der diese Auswahl bestimmt: Aus ersten flüchtigen Begegnungen mit Büchern und Bildern entstehen bei Werner oft lebenslange Hinwendungen – Befreundungen – zu einem Autor oder Maler und seinem Werk.

Wie im Kinderspiel Erfolg und Misserfolg, Glück und Unglück mit Temperaturen ausgedrückt wird, so finden wir auch in den Kurzessays Begriffe voll Energie, die unseren Autor merklich erwärmt haben. Dazu gehören Glück und Freiheit, auch Utopie, natürlich die sprachliche Gestaltung, die oft ganz beiläufig daherkommt, wie in den Beispielen von Arno Schmidt. Für den tschechischen Erzähler Bohumil Hrabal, der gleich zweimal in der Sammlung vorkommt, steht Leichtigkeit, Verschrobenheit und Überdrehtheit, das Leben insgesamt wird als komische Grausamkeit aufgefasst. Nach Hrabal besteht der Mensch die Zumutung des Lebens am besten als ein schelmischer Außenseiter, wofür die Literaturgeschichte dieser Region einen eigenen Typus hervorgebracht hat. Diese und die anderen Namen sind für Dirk Werner Lebensbegleiter geworden, denen er schon lange die Treue hält.

Spuren sind gelegt, Pfade gewiesen. Wir brauchen sie nur begehen, wenn wir von den Porträtierten mehr wissen möchten. Die Zugänge zur kulturellen Tradition sind unendlich; der Einzelne muss wählen und – wie wir hier sehen – er tut es nicht ohne Grund. Eine kleine persönliche Auswahl von Dirk Werner findet sich in diesem Band.

Manfred Tretter