Hollywood in Deutschland

Zur Internationalisierung der Kinokultur 1925-1990

von

In den 1950er Jahren bevorzugten mehr als die Hälfte
der deutschen Kinobesucher Filme aus dem eigenen
Land. In den 1980er Jahren sank dieser Wert auf nur
noch fünf Prozent, während sich eine Mehrheit für
US-amerikanische Filme aussprach. Diese Zahlen sind
Ausdruck einer Internationalisierung der Kinokultur,
zu der es in Deutschland im Verlauf der 1960er und
1970er Jahre kam. Stammten die Kassenhits der 1950er
Jahre noch überwiegend aus Deutschland, so wurden
in den 1960er Jahren zunächst die Filme der europäischen
Nachbarländer populärer, bevor sich Hollywood
schließlich seit den 1970er Jahren beim deutschen Kinopublikum
durchsetzte.
Joseph Garncarz beschreibt und erklärt erstmals diesen
Prozess der Internationalisierung der Filmnachfrage
und revidiert damit unser Wissen über die Rolle Hollywoods
in Deutschland grundlegend. Die Bedeutung
des Zuschauers als entscheidendem Akteur rückt dabei
ins Zentrum der Betrachtung: Durch die Auswahl
bestimmter Filme aus dem verfügbaren Gesamtangebot
entscheidet das Publikum maßgeblich über die
Veränderungen der gesamten Kinokultur. Als empirische
Grundlage der Untersuchung dienen Filmerfolgsranglisten
und andere zeitgenössische Umfragen, mit
denen sich die Nachfrage des Publikums bestimmen
lässt.
Das Forschungskonzept und das auf der Basis der Kinoumfragen
entwickelte Beschreibungs- und Erklärungsmodell
zur Rolle Hollywoods in Deutschland
haben dabei über den vorliegenden Untersuchungsgegenstand
hinaus Modellcharakter für Untersuchungen
der Kinokulturen in anderen Ländern sowie anderer
Medienkulturen.