Ich träumte, ich wäre Oma Erna

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Ein Albtraum, furchtbar. Sie war meine Lieblingsoma, Zeit ihres langen Lebens eine taffe Frau. Erna ist über neunzig geworden, war aber keineswegs plemplem. Nun ist sie schon ein paar Jahre unter der Erde, an ihrem Lieblingsplatz. Ich unterhalte mich gern mit ihr dort unter der Weide. Wir sind eben auf einer Welle. Neulich bat sie mich, ihr die neue Zeit zu erklären. Das würde sie schon noch allzu gerne wissen. Aber nicht die großen Dinge, nein. Der Alltag, wie sei der jetzt. Erna hat mir viele, viele Tage sehr aufmerksam zugehört. Manchmal mit den Augen gerollt, einmal gefragt, ob ich wohl ‛nen Sprung in der Schüssel hätte. Sie hat geflucht, mit Tränen in den Augen. Sie hat manchmal auch gelacht … Aber zum Schluss wurde sie von Tag zu Tag ernster. Dann nahm sie mich beiseite, hakte sich ein und be-merkte beiläufig „Junge, du spinnst doch, das ist doch nicht die neue Zeit.“ Ganz sicher ist Mecklenburg-Vorpommern nicht der Spiegel dieses großen und großartigen föderalen und doch einigen Deutschlands, sondern nur eine kleine Scherbe. Aber, es ist der Teil des Spiegels, in dem sich die Morgensonne zuerst spiegelt.