Ikkyū Sōjun

Der Zen-Mönch „Verrückte Wolke“ und seine Zeit

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Ikkyū Sōjun (1394–1481), der sich selbst den Namen „Verrückte Wolke“ gab, gilt als eine der populärsten und exzentrischsten Zen-Persönlichkeiten Japans. Bis heute werden ihm TV-Serien und Manga gewidmet. Viele der im Westen bewunderten Kulturschöpfungen wie Renga-Dichtkunst, Tuschmalerei, Kalligraphie, Teezeremonie, Nō-Theater, Gartenkunst u. a. sind von Ikkyū inspiriert worden. Der Zen-Buddhismus, der im japanischen Hochmittelalter eine Schlüsselrolle im Geistesleben spielte, wäre ohne Ikkyū ein anderer. Zen ist viel mehr als Meditation und schließlich Erleuchtung. Ikkyū hat in einer der schlimmsten kriegerischen Perioden Japans vorgelebt, was Zen sein kann.
Ein Kenner sagt über Ikkyū: „Ikkyū ist eine der faszinierendsten und rätselhaftesten Figuren in der japanischen Literatur. Er war gleichzeitig ein abtrünniger Mönch und ein hochverehrter geistlicher Würdenträger, ein erleuchteter Weiser und ein selbsternannter lasterhafter Mensch. Und vielleicht sind es gerade diese Widersprüche, die ihn zu einem der humansten und zugänglichsten Zen-Großmeister Japans machen.“
Der Übersetzer hat eine 30 Jahre alte Ikkyū-Monografie aus der sowjetischen Japanologie ausgewählt (1987), um uns die „verrückte Wolke“ Ikkyū und seine Zeit nahezubringen. Der Autor, Evgeny S. Steiner, hat das Werk inzwischen (2006) in einer überarbeiteten russischen Version neu aufgelegt und im Jahre 2014 in einer nochmals stark erweiterten Ausgabe in englischer Sprache herausgegeben. Zusammen mit der Ikkyū-Übersetzerin Sonja Arntzen (CDN) und dem Ikkyū-Biografen James H. Sanford (USA) darf Evgeny S. Steiner mit Fug und Recht als Begründer der westlichen „Ikkyū-ologie“ gelten.