Im Keller

von

Jan Philipp Reemtsmas Bericht über seine Entführung

Am 25. März 1996 wurde Jan Philipp Reemtsma vor der Tür seines Hauses in Hamburg-Blankenese niedergeschlagen und verschleppt. 33 Tage lang hielten ihn seine Entführer im Kellerraum eines angemieteten Hauses bei Bremen gefangen; erst nach Zahlung eines in der Geschichte der Bundesrepublik einmaligen Lösegeldes von 30 Millionen Mark kam er frei.
Dies ist Jan Philipp Reemtsmas Bericht über seine Gefangenschaft „im Keller“ – eine Chronologie der Ereignisse und darüber hinaus die Analyse und Selbstanalyse eines Intellektuellen, der sich mit ebenjenen traumatischen Phänomenen wissenschaftlich beschäftigt hatte, deren Wirkung er jetzt erfahren mußte.
Reemtsma beschreibt die Gefühle, die einen Zustand der erzwungenen Passivität, des Ausgeliefertseins an die Willkür von Gangstern begleiten. Er beschreibt den Verlauf von Tagen, die vor allem aus Todesangst und Warten bestehen – die Scham, in eine solche Lage geraten zu sein, den Haß auf die Verbrecher und die Dankbarkeit wider Willen, wenn sie eine menschliche Regung zeigten.
Dies sind Erfahrungen, die mit normalen psychischen Regularien nicht bewältigt werden können, und die darum auch nicht folgenlos bleiben.
„Eine Entführung, eine Zeit außerhalb aller anderen sozialen Kontakte als der antisozialen mit den Entführern, ist eine Zeit aufgezwungener Intimität. Und dies innerhalb eines extremen Machtgefälles: absolute Macht dort, absolute Ohnmacht hier. Das läßt man nicht im Keller zurück. Denn den Keller läßt man nicht zurück. Der Keller wird in meinem Leben bleiben, aber so wenig wie möglich von der mir dort aufgezwungenen Intimität soll in meinem Leben bleiben. Das einzige Mittel gegen Intimität ist Veröffentlichung.“

Jan Philipp Reemtsma, Prof. Dr. phil., geboren 1952, lebt und arbeitet in Hamburg, Vorstand des Hamburger Instituts für Sozialforschung und der Arno Schmidt Stiftung, Mitherausgeber der Bargfelder Ausgabe der Werke Arno Schmidts, Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.

„‚Im Keller‘ ist ein außerordentliches Buch, emotionell herausfordernd, die spannende Rekonstruktion eines Kriminalfalles aus ungewohnter Perspektive und zugleich eine profunde, rückhaltlos ehrliche Selbstanalyse.“
(Der Standard, Christoph Winder)
„Daß einer einen solchen Menschenraub halbwegs überlebt, ist nicht selbstverständlich und erst recht nicht, daß er danach so klug und aufrichtig darüber schreiben kann.“
(Die Zeit, Ulrich Greiner)