Im Visier von al-Qaida

Deutschland braucht eine Anti-Terror-Strategie

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Auch wenn deutsche Behörden seit 2001 effektiver gegen Terroristen
vorgehen, ist es ihnen nur mit viel Glück gelungen, Anschläge in der
Bundesrepublik zu verhindern: Deutschland steht heute mehr denn je im
Fadenkreuz von al-Qaida. Auch junge deutsche Muslime lassen sich in Pakistan
ausbilden, und sie drohen mit Attentaten.
Innen- und sicherheitspolitische Aktionen reichen längst nicht mehr, um der
Bedrohung Herr zu werden. Deutschland braucht endlich eine umfassende
Anti-Terror-Strategie. Wer islamistische Terroristen wirksam bekämpfen will,
muss eine länderübergreifende Politik entwickeln und seine Partner von den
eigenen Konzepten überzeugen.
Eine solche Strategie muss vor allem die Isolierung der Terroristen von ihren
Sympathisanten anstreben. Missstände und Ungerechtigkeiten, die
unweigerlich die Anhängerschaft mehren, müssen identifiziert und nach
Möglichkeit behoben werden. Nur so kann es gelingen, die Argumente der
Terror-Rekrutierer zu entkräften. Und nur so lässt sich die Radikalisierung von
Sympathisanten vermeiden sowie die Finanzierung und Logistik behindern –
um im besten Fall die Terrorgruppen regelrecht auszutrocknen.
Guido Steinberg ist promovierter Islamwissenschaftler und war
Terrorismusreferent im Bundeskanzleramt. Seit 2005 forscht er in der Stiftung
Wissenschaft und Politik über die Politik des Nahen Ostens, u.a. zu den
Schwerpunkten Persischer Golf und islamistischer Terrorismus.