Im Weidemass der Zeit mein Unterpfand

Lyrik der Gegenwart Band 84

von

Von einer Vorlage ausgehend, zwei Gedicht:Bänden (von den Autorinnen Petra Ganglbauer und Christine Huber), stand am Anfang dieses Schreibprozesses eine knapp an der Montage stehende Methode – mehr so ein Wort:Sätze – Sprachpartikel aufsammeln, sehr frei, ungebunden – „cross reading“ ist hier als Begriff einwerfbar. Über den (rissigen, aufgespragelten usw.) Dialog mit Spuren einer vorgefunden Sprache, der Poesie mir wertvoller Texte, finde ich (wieder) zu meiner (Kunst) Sprache … In streng eingehaltener Abfolge der Huber/Ganglbauer´schen Gedichte ergab ein Gedicht der Vorlage ein neues.
Dabei durchliefen die meisten Gedichte in diesem Einverleibungsprozess mehrere Entwicklungsschritten. Von wortwörtlichen Über- und Entnahmen ausgehend – innerhalb eines Textes der Vorlagen bewegte ich mich absolut frei, mal da, mal dort, je nach Rhythmus, Lust und Laune, klanglichen Kriterien usw – korrespondierten die ersten Fassungen z.T. noch leicht und klar erkenn-, nachlesbar mit ihren Vorlagen. Später sprangen diese Verbindungen (das Wurzelwerk, der Urgrund) aus der Vergangenheit nicht mehr wie selbstverständlich auf den ersten Blick ins Auge, der dann neu geschaffenen Sprech- und Sprach:Gegenwart. Es folgten Emanzipation, Autonomie, Separation, bis hin zur vollkommenen Neukonstitution von Wesenheit, Charakteristik und Temperament einer, hier: meiner Sprache, meiner momentanen Auffassung von Poesie.
Manchmal wird das Verwandtschaftsverhältnis noch, oder gerade noch bemerkbar sein, Berührungen einer Geschwisterlichkeit, Spuren, Fragmente, Dialog:Fetzen, monolithische Wort:Türme, ein befreundetes, freundschaftliches Schulterklopfen, ein poetologisches Händereichen, Zuzwinkern – Hey!