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Ein psychoanalytischer Opernführer

von

Es ist erstaunlich, mit wie viel Begeisterung erwachsene Personen in Mozarts »Figaro«ein beliebtes Kinderspiel in Szene setzen. Gleichzeitig wissen wir, dass dort, wo der Mensch spielt, es nahezu unvermeidlich ist, dass sich jene Themen hineinmengen, die ihn innerlich bewegen.
Der analysierende Gang durch die Oper lässt es offenbar werden, dass in dieses musikdramatische Spiel – äußerst geschickt und kunstvoll hineingewoben – Aspekte der gesellschaftlichen und der innerpsychischen Realität der Menschen im ausgehenden 18. Jahrhundert Eingang gefunden haben. Man darf davon ausgehen, dass es nicht zuletzt diesen sozialpolitischen und humanpsychologischen Anreicherungen zu verdanken ist, dass der »Figaro« als ein vielschichtiges »So-tun-als-ob«-Spiel bis auf den heutigen Tag von erwachsenen Menschen mit kindlichem Vergnügen genossen wird.