In Between

Sibirien China Mongolei

von ,

In Between – das heißt in diesem Fall: Zwischen dem Ausgangs- und Endpunkt der langen Reise mit der transibirischen Eisenbahn, zwischen den Zentren der großen Städte, dort, wo noch Platz ist für den weiten Blick und die schweifende Phantasie. In Between – das heißt auch: Zwischen den eindeutigen Erfahrungen, fern der eigenen Kultur, ein anderes Erleben von Raum und Zeit. Und es heißt: Zwischen den engen Wänden des Zugabteils, mehrere Tage, mit gänzlich fremden Menschen.Katrin Streicher hat diese lange Reise gemacht und versucht, das Unterwegssein in Bilder zu fassen: Nicht in touristische Fotos, die auf spektakuläre Landschaften oder das scheinbar Pittoreske des Fremden abzielen, sondern in Aufnahmen, die auf den ersten Blick etwas Beiläufiges haben: Momente der Pause an einem Bahnhof; Mitreisende, die vor sich hin sinnieren, essen oder Karten spielen; Alltagsbegebenheiten in den fernen Orten; einsame Posten an der Strecke; Fensterblicke bei Abendsonnenschein; Leute, die mit Taschen davongehen. So unauffällig all dies daherzukommen scheint, immer ist ein eigenartiges Leben darin. Man hat den Eindruck, in den Ausschnitt einer Geschichte zu blicken, obwohl die Bilder von allem Anekdotischen abstrahieren; man beginnt unwillkürlich nachzudenken über das Davor und Danach, das auf den Bildern nicht zu sehen ist. Dennoch ist an den Fotos nichts Voyeuristisches – im Gegenteil: Ihre besondere Qualität besteht darin, daß sie diskret bleiben und das Private in jedem Moment achten. Bisweilen kehrt sich der gewohnte Blick gar um: Es ist die Fotografin, die prüfend gemustert wird, was sie hier denn suche. Sie ist die Fremde – nicht das ferne Land, das sie bereist. In Wahrheit schaut nicht der Tourist sich die Welt an, sondern die Welt betrachtet den Touristen. Vorsicht und Takt kennzeichnen deswegen Katrin Streichers Blick: das Wissen, daß selbst aufmerksame Reisende nur den geringeren Teil dessen verstehen können, was sie sehen. So macht der ‹unerklärte Rest› des Fremden den besonderen Reiz dieser ebenso subtilen wie bemerkenswerten Fotos aus.