Indiander

von

Sie sind wieder da, die lange vergrifenen Indiander, mit denen die Schule der Indienfahrer ihren Anfang genom- men hat. Wir lassen alles liegen und gehen die Hauptstrasse hoch in die Stadt zum Bayerkaufhaus, wo die Campingmöbel im Freien stehen. Eine Hollywoodschaukel ist eine Wolke, die mit Geld auf die Welt geschaft worden ist. Wir setzen uns sofort hinein. Und sie passt zu den Haaren. Wer das schreibt, ist das Kind, das in Indiander ein Kind werden will. Mitten in den westdeutschen Wirtschafts- wunderzeiten sitzt es in der Küche der Grossmutter über sein Heft gebeugt und sieht die Buchstaben auf ihren ganz eigenen Bahnen wie Katzen im Schnee ge- hen. Denn das Leben, zu dem das Kind in der Schule einen Aufsatz schreiben soll, schneit in diesem Buch unablässig herein. Und wie soll es dem anders gerecht werden können als in einer abwegigen Schreibweise? Kein Wunder also, dass es eine Rechtschreibschwäche hat. Weswegen es Diktat üben muss. Wilfred, der ein Berg ist, diktiert, und während sich die Kleine dem Diktat unterwirft, erschreibt sie sich zugleich die notwendigen Öfnungen in der Sprache, durch die sie, auf den Armen und Beinen der Wörter entkommen kann. So erfährt sie, dass der hingeschriebene Tisch, die Bank, der Apfel auf dem Blatt wie Dinge zu hausen beginnen. Und zugleich können sich die Wörter aufmachen, aus der Tür treten, weiter durch den Flur und raus aus dem Fenster, wo sie zum Rhein laufen, um mit der Fähre ans andere Ufer überzusetzen. dass sie als Von Friederike Kretzen bei Stroemfeld lieferbar: Übungen zu einem Aufstand. Roman 195 Seiten, geb., ISBN 978-3-87877-814-1 Natascha, Véronique und Paul. Roman 210 Seiten, geb., ISBN 978-3-86600-008-7 Schule der Indienfahrer. Roman 264 Seiten, geb., ISBN 978-3-86600-272-2 Die Autorin: 1956 in Leverkusen geboren, Studium der Soziologie und Ethnologie, Arbeit als Dramaturgin am Residenz- Theater München. Seit 1983 freie Autorin in Basel. Ver- fasserin zahlreicher Romane, u. a. »Indiander«, 1996, »Ich bin ein Hügel«, 1998, »Übungen zu einem Auf- stand«, 2002, »Natascha, Véronique und Paul«, 2012. Neben der schriftstellerischen Arbeit als Literaturkriti- kerin, Essayistin und Dozentin an der ZHdK und am Li- teraturinstitut Biel tätig. Seit 1996 Leitung der Schreib- arbeit an der ETH Zürich. 2018 Schweizer Literaturpreis für »Schule der Indienfahrer«. Schreiben, Schrift, Diktat und Dichtung wirken als Hauptakteure Schule. In der uns die Geschichte einer erschriebenen Kindheit eine Sprache beibringt, die das Ungesagte be-