Inmitten der Rätsel

Gedichte

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Karl Otto Mühl ist 1923 geboren. Von den Männern seiner Generation waren nicht viele zurückgekehrt, aus dem Krieg, nach Hause, das ohne Haus war, in die Trümmer der Städte, aber die Trümmer standen nicht nur auf der Straße, sie ragten in einen jeden hinein, Trümmer von Illusionen, Hoffnungen und Gewißheiten, die wenige Jahre zuvor noch galten.

‚Der Horizont hinter den ich spähen möchte, ist mein Tod‘, ist auf der ersten Seite des Romans ‚Siebenschläfer‘ zu lesen, der Karl Otto Mühl 1975 auch als Romanautor bekannt gemacht hatte, nachdem er kurz zuvor mit ‚Rheinpromenade‘ über Nacht zum erfolgreichen Theaterautor geworden war.
Mehr als 25 Jahre später nun diese Sammlung von Gedichten.
In ihnen ein Widerschein des Lebens und der Sehnsucht nach Leben, bevor Tod ist, Widerschein vom falschen Leben im Richtigen, vom richtigen Leben im Falschen, von Versäumnissen, Unzulänglichkeiten, Fehlern und Schuld.
Und nun wundert man sich, dass sich in dem stillen Beobachter und sanftbissigen Chronisten des Angestelltenlebens ein lyrisches Ich gemeldet hat, das vor allem von sich erzählen will, auch wenn es in ein Du schlüpft. Liest man aber seinen ersten Roman ‚Siebenschläfer‘ genau und nach der Lektüre der Gedichte noch einmal, so stellt man fest, es war da schon da, dieses Ich, und es geht um nichts anderes als um dieses Ich.
(Aus dem Vorwort von Jörg Aufenanger)