Inskriptionen No. 10 – ende der genieästhetik

Mit Malerei und Zeichnungen von Torsten Pfeffer

Die Inskriptionen sind der Blick durch viele Augen. Im aktuellen Heft wird das Ende des einsamen auserkorenen Genies verkündet: Die Inskriptionen sind eine virtuelle Gemeinschaft, für jedermann/frau zugänglich. Die abgedruckten Kommentare machen deutlich, daß die Beiträge weder im luftleeren Raum noch in Glasfaserwirren verhallen. Sie sind Dialog, Reaktion, stoßen an. Und sind dennoch ein Produkt Einzelner, teilweise im Schutz der Anonymität. In den Inskriptionen spiegelt sich das digitale Zeitalter mit seinen Zweideutigkeiten und Gegensätzlichkeiten, Verlagssterben und ungebrochenem Ausdruckswillen der Schreibenden.

In den Inskriptionen offenbaren sich Alltagsmomente, aktuelle Empfindungen zur Gesellschaft, Immerwährendes wie Naturbeschreibungen und Du-Ich-Beziehungen.

Fein gesponnen und eingeflochten sind im Textnetz Verweise auf die elfjährige Geschichte der nunmehr Inskriptionen, sie ergeben eine kaum faßbare Doppelbödigkeit – wie sollen wir daraus eine Jahresscheibe herausschneiden?

Arbeit der Herausgeber/innen: Auswahl. Komposition. Gesucht haben wir sowohl den Bruch als auch die Kontinuität.
Beteiligte Autoren:

Faron Bebt

schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt – wie letzte, angemalte Großstadtbunker –Farbbeton.

Patrick Beck

geb. 1975 in Zwickau, lebt nach Aufenthalten in Leipzig, Speyer und London in Dresden. Erzählungen, Essay und Dramatik u.a. in den Zeitschriften „randlos“, „Der Maulkorb“, „Die Brücke“ und „Ostragehege“ sowie am Staatsschauspiel Dresden. Swantegard (Hörspiel), ERATA 2008.

Wassili Busskläff

Finnegans Wakes, 5,5 ff.: „Of the first was he to bare armes and a name: Wassaily Booslaeugh of Riesengeborg. His crest of huroldry, in vert with ancillars, troublant, argent, a hegoak, poursuivant, horrid, horned. His scutschum fessed, with arches strung, helio, of the second. Hootch is for husbandman handling his hoe.“ Das ist die einzige Erwähnung W. Busskläffs in den Quellen.

chlebnikov

geb. 1968 in Belaja Poljana (Rußland); seit 1990 in Deutschland ansässig; lebte und arbeitete in Chemnitz, Berlin, Warschau, Paris, Torgau, Leipzig, Odessa und Frankfurt am Main.

crysantheme alias frau kleist

geb. 1967 in Wolfenbüttel, Studium der englischen und deutschen Literatur in Hannover, Marburg und London, Promotion über Irmgard Keun (Das kunstseidene Mädchen), Studium am Deutschen Literatur­institut Leipzig, Romanwerkstatt bei Juli Zeh, Schreibcoach, Veröffentlichungen: Lilith im blauen Kleid. Erzählungen (LLV 2005). Mit Illustrationen von Anna H. Frauendorf, Irmgard Keun: Schreiben im Spiel mit der Moderne, (Thelem 2005), Untemperiert. Hörbuch (ERATA 2009).

Theodor Holz

geb. in Dresden im Herbst 1989, hab die Wendewirren mit der Muttermilch aufgesogen, Pflastersteine wurden aus dem Bahnhofsvorplatz gerissen und flogen knapp an meinem Kinderwagen vorbei, meine Mutter konnte ihren Beruf als Jungpionierleiterin auf dem Albrechtsberg nicht mehr ausüben, sie nahm an einer Umschulung zur Altenpflegerin teil, während ich brav die Kreuzschule besuchte.

Christa Issinger

geb. 1963 in Brixen (Südtirol), wohnhaft in Natz-Schabs, verheiratet, ein Sohn. Veröffentlichungen in versch. Anthologien und Literaturzeitschriften, 2014 Preisträgerin des Hildesheimer Lyrikwettbewerbes, Autorin des Buches: Die Liebe ist nicht rot.

Kraba vel Jop

Inhaber einer E-mailadresse, juristische Person. Owner of Agency for Literary Promotion (alp), in den 80er Jahren zufällig Zeuge einer Festnahme im Frankfurter Stadtteil Bornheim, seitdem Mitarbeit bei Lite­ra­tur­­projekten (Sklaven/Sklavenaufstand, lose blätter, Zündblättchen u.ä.) ohne kommerzielles Interesse.

Mariusz Lata

geb. 1981, in Polen. Lebt im Ruhrgebiet. Veröffentlicht Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften. Zuletzt: Gedichte in manuskripte 221, Graz 2018.

Jutta v. Ochsenstein-Nick

geb. 1960 in Nordhessen, Studium der Germanistik und Romanistik an den Universitäten Marburg und Tübingen, längere Aufenthalte in Frankreich /politische Erwachsenenbildung und Friedensarbeit / Geburt von zwei wundervollen Kindern / pädagogische Ausbildungen / berufstätig als Dozentin für Kleinkind- und Naturpädagogik, Achtsamkeits-Lehrerin MBSR und Autorin /
wohnhaft in Süddeutschland.

Federico Palatino

geb. 1949 in Frankfurt als Sohn eines Stempelfabrikanten geboren, der seinen Sohn zu Ehren Goethes auf den Namen „Federio“ taufen ließ – nomen est omen.

J. W. Rosch

geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

Jens Rudolph

geb. 1976 in Leipzig, Jurastudium in Dresden. Lebt und arbeitet als Familienrichter in Berlin und Potsdam.

CatherinaSforza (Virginia Millais)

k. A.

Sigune (Sigune Schnabel)

geb. 1981 in Filderstadt, Diplomstudium Literaturübersetzen in Düsseldorf. Zahlreiche Veröffent­li­chun­gen in Anthologien und Zeitschriften, z. B. Die Rampe, Krautgarten, Karussell und mosaik. Ver­schiedene Preise, zuletzt unter den Wettbewerbssiegern des Thuner Literaturfestivals Literaare im Februar 2017. Finalistin beim Literarischen März 2017. Einzeltitel: Apfeltage regnen, Geest-Verlag, 2017.

Eleadora Stein

geb. am 12. 6. 1954 in Wilkau-Haßlau, ist eine vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Übersetzerin und eine der bekanntesten zeitgenössischen deutschsprachigen Autorinnen. Nach ihrer umfassenden Kritik an Sprach- und Bewusstseinsschubladen befasste sich Stein vor allem mit dem fortschreitenden Verschwinden des Subjekts. Frühwerke wie „Pilzbeschimpfung“ und „Versuch über den Mut“ machten sie in den späten 1970er Jahren schlagartig bekannt. Bei der Wiedervereinigung der 1990er Jahre vertrat sie vereinigungskritische Positionen gegenüber der Mehrheitsmeinung.

Werner Weimar-Mazur

geb. 1955 in Weimar. Aufgewachsen in Karlsruhe. Studium der Geologie. Lebt im Raum Freiburg i.B. Schreibt Lyrik und Prosa. Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie drei Gedichtbände, zuletzt: herzecho.lyrische sonogramme, Verlag Rote Zahlen, 2016. www.weimar-mazur.de

Zhenja & chlebnikov

Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in – wie er es nennt – Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Er­schaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskrip­tionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.