Irrkunst

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Porzellan ist das Material des englischen Künstlers Edmund de Waal (*1964). Daraus erschafft er filigrane Gefäße und Stücke, die er präzise in eigens dafür konstruierten Vitrinen platziert. Das Porzellan ist aufgeladen mit der Sensibilität seines Entstehens, hart wie Stein und doch überaus zerbrechlich. In Gruppen oder einzeln werden die Stücke zu Akteuren in einem Dialog aus Erinnerung und archivierter Geschichte.
Für seine Ausstellung an beiden Orten der Galerie Max Hetzler in Berlin bewegt sich de Waal auf den Spuren Walter Benjamins, durch dessen Schriften er die Stadt kennenlernte. Der Titel Irrkunst geht auf die Idee Benjamins zurück, sich auf dem Wege der Kunst bewusst zu verirren. In den Galerieräumen der Bleibtreustraße – vom Wintergarten ist die Schule Benjamins zu sehen – verweisen de Waals Werke auf Benjamins Kindheit und die Leidenschaft für das Sammeln und Archivieren von Objekten als Form der Erinnerungsarbeit. Den Raum in der Goethestraße dagegen – eine ehemalige Schalterhalle der Post – sieht de Waal als Ort des Aufbruchs und des Verlusts. Das titelgebende Werk steht hier wie eine dunkle Barriere im Raum, ein mächtiger Koloss, der die Porzellangeschöpfe dominiert. Die lichte Bibliothek mit Schriften von und über Benjamin, einem großen Tisch, Schreibpapier und einer historischen Stadtkarte von Berlin dagegen bietet einen Raum, die Erfahrungen festzuhalten und neue Pläne zu entwerfen. Das Buch nun vereint die Werke der Ausstellung und wird zum Archivbuch dieses Austauschs der verschiedenen Erfahrungen.