Islamkundliche Untersuchungen

Arabische Historiographie bei einem osmanischen Universalgelehrten des 17. Jahrhunderts: Gami' ad-duwal

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Müneccimbasi Ahmed Dede (1631-1702) wurde vom Großwesir Kara Mustafa Pascha beauftragt, ein historisches Werk zu verfassen. Gami ad-duwal beginnt mit der Entstehung der Welt und endet mit der Expansion des Osmanischen Reichs bis 1672. Dadurch, dass Müneccimbasi seine Weltgeschichte auf Arabisch verfasste, erhielt das Werk universellen Charakter. Kurz nach dem Tod des Autors wurde 1705 eine Abschrift von Gami ad-duwal angefertigt und 1730 unter dem Namen Saha’if el-ehbar fi veka’i el-asar auf Anordnung des Damad Ibrahim Pascha von einer Kommission unter Leitung des berühmten Dichters Ahmed Nedim (gest. 1730) ins Osmanische übersetzt.
Müneccimbasi hat in wissenschaftlicher Manier 72 Quellen angegeben, die er für seine Weltgeschichte verwendet hat. Einige dieser Chroniken und Abhandlungen sind verloren. Am häufigsten benutzte er die Werke von Ibn al-Atir, Abu l-Fida Ibn al-Wardi und Ibn Khaldun. In Gami ad-duwal werden die Ereignisse chronologisch nach den großen muslimischen Dynastien gegliedert, doch behandelt er auch nichtmuslimische Länder und Völker, kleinere Dynastien und Stämme, die bei anderen Geschichtsschreibern fehlen. Aus diesem Grund hat das Werk einen besonderen Wert für die geschichtliche Forschung über diese kleineren Dynastien.
Müneccimbasi führte die Methode der Geschichtsschreibung von Ibn Khaldun fort; wie dieser bemühte er sich um einen quellenkritischen Zugang zu seinem historischen Stoff.