Jahreszeiten

Schrift und Bilder

von

‚Denken heißt nicht, über etwas nachsinnen, sondern Zeugnis ablegen.‘ Diesen Satz stellt Etel Adnan ihrem jüngsten Text voran. Es geht um Wahrnehmung all dessen, was unser Leben ausmacht: Momente des Alltags, Form und Funktion von Gegenständen, die Natur in ihren Veränderungen, Gefühle und Befindlichkeiten, Blicke auf andere Menschen, Einblicke in sich selbst – aber auch um die Gewissheit, in einen Zusammenhang eingebunden zu sein, der über das Sichtbare hinausgeht, der die Gegenwart dort justiert, wo sie sich befindet: im Raum, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Etel Adnan spricht von Universum und Geschichte und eröffnet eine neue Ebene der Wahrnehmung, die unser Leben in einen historischen, metaphysischen und spirituellen Kontext stellt – vermittelt durch Sprache, durch den Wechsel von Tonarten, durch den spezifischen Klang. Nur so kann ein Satz zu einem Gedanken werden, der es vermag, ‚Zeugnis abzulegen‘.