Jahrmarkt der Eitelkeit, Band 2

Roman ohne Helden

von

Thackerays Roman ist zeitlich im vorviktorianischen und vorindustriellen England angesiedelt, den äußeren Bezugsrahmen der Handlung bilden die Befreiungskriege der europäischen Staaten gegen Frankreich und seinen Herrscher Napoleon sowie die sich daran anschließenden zwei Jahrzehnte. Der Sieg der Koalitionsarmeen über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo 1815 ist der zentrale Wendepunkt des epischen Werks. Mit einiger Berechtigung könnte man den »Jahrmarkt der Eitelkeit« auch als historischen Roman bezeichnen, da jedoch das Augenmerk des Erzählers stets auf die satirische Durchleuchtung typischer Gesellschaftsmechanismen und das Spiel der Figuren um Geld, Prestige, Vergnügen und Liebe gerichtet bleibt und geschichtliche Einzelheiten – von der einen historischen Schlacht abgesehen – kaum erwähnt werden und auch keinerlei relevante Bedeutung für das Gesamtkonzept haben, muss eine solche Klassifizierung fraglich erscheinen. Auf Kritik an den vorherrschenden viktorianischen Gesellschaftsstrukturen verweist auch der Romantitel, welcher sich auf John Bunyans Werk Pilgerreise zur seligen Ewigkeit von 1678 bezieht. Dort ist der Markt der Eitelkeiten ein von Sünde durchzogener Ort. Der konkrete Zeitpunkt der Handlung wird erstmals evident, als der Börsenmakler Sedley im Zuge der Rückkehr Napoleons aus Elba sein Vermögen verliert, dieser Zeitpunkt wird im Roman konkret mit dem März 1815 benannt. Ab dort wird der Zeitpunkt der Handlung, die sich bis ins Jahr 1830 (mit der Julirevolution in Frankreich) hinzieht, recht exakt fixiert.