‚Jemand musste Josef K. verleumdet haben …‘

Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten

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Der erste Satz ist bekanntlich der schwierigste – und der wichtigste. Er muss den Leser verführen und verrät meist mehr, als wir beim ersten Lesen wahrnehmen: Manchmal enthält er gar
in nuce schon die ganze folgende Geschichte. Peter-André Alts lustvoller Streifzug durch die Weltliteratur führt an großen Texten von der Antike bis zur Gegenwart vor, wie deren Anfänge jenen Pakt mit dem Leser schließen, der die erste Neugier in andauernde Leselust verwandelt.
„«Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.“ „Jemand mußte Josef K. verleumdet haben …“ Manche erste Sätze der Weltliteratur sind so berühmt geworden, dass man sie kennt, auch wenn man das Werk nie gelesen hat. Die Anfänge von Romanen und Erzählungen gewinnen ihre Leser, indem sie überraschen oder überwältigen, schmeicheln, erschrecken, verlocken oder erregen. Sie können Spannung erzeugen, Stimmungen hervorrufen, den Held oder die Heldin der Geschichte zum Leben erwecken oder den Leser an Ort und Zeit des Geschehens entführen. Mal ironisch, mal pathetisch, bekenntnishaft oder dunkel führen sie in die folgende Geschichte ein. Peter-André Alts funkelnd-luzider Essay über die Poesie des Anfangs zeigt dies an 251 Beispielen von Homer bis Walter Moers, von Tolstoi bis Paul Auster. Sein Buch bietet Literaturgeschichte in a nutshell und ist selbst eine große Verführung zum Lesen.