Josefine oder der Gesang der Greisin

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Völkermord und Sklaverei sind keine Monstrositäten vergangener Jahrhunderte, sondern Gegenwartsrealität.
Die Straßensängerin Josefine, aus einer unbestimmten Zeit kommend, durchstreift kontaminierte Landschaften, die Zone der Kolonien. Nach langer Abwesenheit kehrt sie in die Stadt S zurück. Sie geht in das Maison Rouge und trifft dort auf die Greisin als einzige Bewohnerin. Aus unbekannten Gründen wird die alte Dame von den Vollstreckern Herrn A und Herrn C verhaftet. Monsieur M, der Gouverneur der Kolonie und dessen Gattin Madame M sind anerkannte Mitglieder des Systems. Josefine wird von Monsieur M entdeckt. Der Gouverneur instrumentalisiert Josefine für „die Sache“. Sie avanciert von der Straßensängerin zur gefeierten Künstlerin der Kolonie. Ihr wird die „ehrenvolle“ Aufgabe zuteil, als gallonierter Page den Zug der Elenden, die Massen, in die Kolonien zu führen, in der die Menschen Verderben und Vernichtung erwartet. Die angesehenen Bürger der Stadt S geben sich zur Zerstreuung den Fieberkonkurrenzen hin; die Völkler verbrennen sich am eigenen Feuer. Monsieur M verstrickt sich selbst in das System; er wird verhaftet, verurteilt und auf einem Jahrmarkt zur Freude der aufgebrachten Bürger geopfert und hingerichtet. Ohne ihren Gönner fällt Josefine, die Märtyrerin, in Ungnade. Ab diesem Zeitpunkt muss sie wieder auf der Straße singen. Die malträtierte Greisin kann sich den Vollstreckern entziehen und macht sich mit Josefine auf eine trostlose Wanderschaft.

„Ob in ihren dokumentarischen oder fiktiven Arbeiten: M. L. Pfeifers Geschichten bringen uns dahin, wo es schmerzt. Das Hörspiel führt uns an die Abgründe des Menschlichen, in eine wilde und düstere Welt. Josefine und die Greisin versuchen in einem grausamen politischen System zu überleben.“
Dr. phil. Katja Leonhardt • Literaturwissenschaftlerin

Ein literarisches Mosaik in einer Realität voller Gräuel „Ein außergewöhnliches, abgründiges und vielschichtiges kafkaeskes Werk. Destruktive, charismatische Mächte haben die Führung übernommen; die Wiedergänger der Geschichte.“
Inge Bell • Journalistin / Frau Europas