Jüdische Miniaturen

Herausgegeben von Hermann Simon

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„Das ist nicht unser Shakespeare“, empörte sich das Hamburger Publikum 1976 über Peter Zadeks Othello-Inszenierung. Nach einem halben Jahr standen sie in Schlangen vor den Theaterkassen. Für heftige Diskussionen sorgte auch die Figur des Shylock in seiner Inszenierung von Shakespeares „Kaufmann von Venedig“. Zugleich war diese Rolle für ihn eine ganz persönliche, „weil ich mich mit der Figur komplett identifiziert habe – als Jude, als Außenseiter und natürlich besonders in Deutschland“.
Zadek wurde 1926 als Sohn einer gut-bürgerlichen jüdischen Familie in Berlin geboren, die 1933 nach Großbritannien auswanderte. Erst 1958 kehrte er nach Deutschland zurück. Mit seinen wilden Inszenierungen und frei improvisierenden nackten Schauspielern revolutionierte er das bürgerliche Bildungstheater der 50er- und 60er-Jahre und stellte damit Zuschauer und Kollegen gleichermaßen auf die Probe. Sein letztes Stück inszenierte Zadek im Februar 2009 in Zürich: „Major Barbara“ von George Bernhard Shaw.
Klaus Völker widmet diesem unerschrockenen Provokateur und einzigartigen Theatergenie dieses werkbiografische Porträt, das erstmals auch seine Arbeit in Großbritannien berücksichtigt.