Juristensöhne als Dichter

Hans Fallada, Johannes R. Becher und Georg Heym. Der Konflikt mit der Welt ihrer Väter in ihrem Leben und ihrem Werk

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Hans Fallada, Volksschriftsteller und Verfasser viel gelesener Romane wie „Kleiner Mann was nun?“, „Wolf unter Wölfen“ oder „Der eiserne Gustav“, und Johannes R. Becher, dessen Rolle als erster Kultusminister der DDR sein umfangreiches literarisches Werk (als Lyriker, aber auch als Romancier und Essayist) nicht immer zu Recht verdunkelt hat – beide Autoren scheinen auf den ersten Blick durch Welten getrennt. Bei näherer Betrachtung zeigen sich überraschende Parallelen in ihren Biographien, nicht nur in der Herkunft aus den Häusern hoher Juristen der spätwilhelminischen Zeit und im Konflikt mit der Welt ihrer Väter, sondern auch in der Verarbeitung dieses Konflikts in ihrem literarischen Werk. Bisher wenig beachtete Parallelen ergeben sich auch zu Leben und Werk des – früh vollendeten, vor allem wegen seiner Lyrik noch heute hochgeschätzten – expressionistischen Dichters Georg Heym. Auch Georg Heym – 1887 geboren und damit nur wenige Jahre älter als Becher (Jahrgang 1891) und Fallada (Jahrgang 1893), aber schon 1912, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, beim Schlittschuhlaufen in der Havel bei Berlin ertrunken (und deshalb in der täuschenden Perspektive der Nachwelt vermeintlich Vertreter einer viel älteren Generation) – war Sohn eines hohen Juristen; auch er lag im generationstypischen Konflikt mit der Welt des Vaters, obwohl er selbst – anders als Becher und Fallada – zunächst eine (freilich ungeliebte und noch vor seinem frühen Tod abgebrochene) juristische Karriere eingeschlagen hat.
Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf der Frage, welche Rolle der juristische Beruf der Väter – zu deren Biographien und juristischen Tätigkeiten manches Neue beigetragen wird – für das Leben der Söhne gespielt und welche Spuren das in ihrem schriftstellerischen Werk hinterlassen hat.
Dem Buch sind eine Reihe von Bildern, Faksimiles, Dokumenten und Schriftproben beigegeben. Ein Schwergewicht liegt dabei auf Bildern und Dokumenten zu den Vätern, vor allem zu Heinrich Becher, dem Vater Johannes R. Bechers, zu dem eine Reihe Dokumente und Bilder hier erstmals publiziert und damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.