Kamel und Dame

Tierlieben. Gedichte

von

Wenige Autoren und Autorinnen sind so vielseitig wie Helga Glantschnig. Sie schreibt Romane, sie publiziert feministische Essays und philosophische Aufsätze, sie stellt kulturhistorische Untersuchungen (über das Eislaufen) an und sie veröffentlicht Gedichte – Anagramme und neuerdings Tiergedichte. Der Werkkatalog allein macht es schon deutlich: diese Autorin bewegt sich quer zu den oft undurchlässigen Grenzen von ›schwierigen, avancierten‹ Texten hie und erzählend-narrativer Literatur da.
Kamel und Dame, Störchin und Storch, Papagei und Mama, Herr und Häsin, Flamingo und Flamingo, Eidechse und Echse – solcherart sind die tierischen Paarungen, die Helga Glantschnig in ihrem neuen Gedichtband nach Art von Versuchsanordnungen vornimmt. Worum es bei diesen Experimenten geht? Um unsere Bilder von den Tieren und von der Liebe und vor allem: um die Sprache, mit der aus Tieren und Liebe Erkenntnis zu gewinnen sei.
Animalisch geht es zu in diesen Tierlieben – und auch wieder nicht: die Autorin (haustierlos!) sieht und hört, egal, ob als Grille, Kater, Delfin oder Silberfisch, immer dieselben Damen und Herren sprechen, nämlich die höchst witzig ironisierten Figuren unserer bekannten diversen Geschlechterverhältnisse.