Kamele hinter dem Nadelöhr

Geschichten aus dem Innenraum

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Ulrich Meiers Evangelienparabeln sind keine intellektuellen Deutungen, auch keine freien Paraphrasen, sondern kleine Juwelen, überraschende Miniaturen, die aus dem Sich-Hineinversetzen in die Situationen und Bilder der biblischen Texte unvermittelt geboren werden.

Hier stehen die Worte nicht der Bildkraft des Darzustellenden im Wege, sondern führen unmittelbar in die Realität des Evangelien-Geschehens hinein. Der Leser wird nicht Zuschauer, sondern einbezogener Teilnehmer, ja Mit-Akteur. Ein humorvoll-tiefsinniges Lesevergnügen ganz eigener Art und zugleich eine wunderbare Möglichkeit, sich vermeintlich altbekannte Texten ganz neu zu erschließen.

Jetzt hat man mich zum ›Wappentier der christlichen Selbsterziehung‹ ernannt – dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob der Ausdruck ›Tier‹ auf mich überhaupt noch anwendbar ist. Früher, vor der Sache mit dem Nadelöhr, wäre ich allerdings stolz gewesen. Das heißt, ich war auch so stolz. Bei meiner damaligen stattlichen Erscheinung ist das wohl auch nicht weiter verwunderlich. Ich war nämlich gut als Kamel. Spezialist für Lasten und Langstrecken, aber auch mit Reiter war ich kaum zu schlagen: schnell und trotzdem sanft – meine Sammlung von Trophäen und Pokalen konnte sich sehen lassen. Aber ich wollte ja eigentlich von dem Durchgehen erzählen …