Kepler und der Kaiser

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„Was dünkt Euch, Herr Kepler, wenn ich nun protestantisch würde?“, fragt Kaiser Rudolf II. Anno 1612 seinen ihm seit zwölf Jahren treu ergebenen kaiserlichen Mathematiker. Den protes-tantischen Johannes Kepler reißt es darauf hin buchstäblich vom Stuhl. Diese ketzerische Frage eines am spanischen Hof streng katholisch erzogenen Monarchen, der aber das Unheil des offen ausbrechenden Konfessionskonfliktes (der sechs Jahre später den Dreißigjährigen Krieg auslösen sollte) ahnt, passt noch nicht einmal in das neue Himmelsbild des berühmten Hof-astronomen. Natürlich wird der Kaiser kein Protestant, aber die geistige Ebene, die ihn mit Kepler verbindet, erlaubt einen solch unerhörten Diskurs zwischen dem Herrscher über Österreich, Ungarn und Mähren und dem Schöpfer der „Astronomia nova“. Tralow, der zu den meistgelesenen Meis-tern historischer Romane zählt, entwirft hier, gestützt auf historische Fakten, ein packendes Bild der bewegten Epoche Anfang des 17. Jahrhunderts.