Kettenreaktion Kontra

Assoziationsgewebe eines Verfolgten aus den Terrorjahren 1938-1944

von

Wien im Kriegsjahr 1942. Der junge Schriftsteller Hans Pfingster ist vom Wehrdienst freigestellt, aber umso durchlässiger für das alltägliche Grauen der Diktatur, die Atmosphäre von Lüge und Verfolgung. Während sich sein Bewusstsein gleichsam in einer schizoiden „Kettenreaktion“ zersetzt, versucht Pfingster schreibend, sein „Kontra“ zur Zerstörung der Humanität zu formulieren. Im Sommer 1943 verlässt er die Stadt, und auf einer Wanderung durch die Alpen wird ihm auch die Natur zur Fratze einer pervertierten Zivilisation. Schließlich findet Pfingster in einer Gebirgsstadt in einem Bombenkeller den Tod.
Nur unzulänglich gibt die äußere Handlung wieder, was die Größe des Zeitromans „KETTENRAKTION KONTRA“ ausmacht. Sein Autor Theodor Sapper, ein unbekannter Großer der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts, vollendete ihn nach dem Krieg. Als „Wort-Requiem“ auf eine Zivilisationskatastrophe, gewidmet den Opfern der Rassenverfolgung, verstand er ihn, und kein geringerer als Elias Canetti rühmte 1952 in einem Brief an den Autor: „Das Erlebnis jener Jahre von innen her zu fassen (.) Ich weiß
niemand sonst, dem es gelungen ist.“
Gleichwohl wurde das Buch nie zur Gänze publiziert. „KETTENRAKTION KONTRA“ erscheint, von Hartmut Zelinsky ediert, erstmals vollständig zum 100. Geburtstag von Theodor Sapper im September.