Kleine Griechische Bibliothek

Drei Gedichtreihen. Griechisch - Deutsch

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Jannis Ritsos erlebte extremes Unrecht und Gewalt in den unterschiedlichsten Formen und wehrte sich auch als Dichter mit aller Kraft dagegen. In den Kurzgedichten der »Zeugenaussagen«, die sich als eigenständige Form in drei »Reihen« zwischen 1957 und 1967 – dem Jahr seiner erneuten Verhaftung durch die Obristen – zu vollkommener Reife heranbildeten, fand er eine Möglichkeit, tragende Momente des Zeitbewusstseins (von Individuum und Gesellschaft) festzuhalten, Strukturen und typisches bzw. atypisches Verhalten aufzuzeigen. 1962 schrieb er in einer Notiz: »Ich kann nicht genau sagen, warum ich diese lakonischen und häufig epigrammatischen Gedichte schreibe. Vielleicht aus der Notwendigkeit blitzartiger Reaktionen auf gravierende, dringliche Probleme unserer Zeit, außerdem vielleicht aus dem Wunsch heraus, einen Augenblick herauszulösen und alles festzuschreiben, was seine tiefenmikroskopische Untersuchung und darüber hinaus die Aufdeckung sämtlicher Zeitelemente, die sich ansonsten in unbegrenzter Breite vermutlich in Luft auflösten, erlauben würde – und somit ein Erfassen des Unteilbaren ›mittels Teilung‹, ein Erfassen der ewigen Bewegung ›mittels Bewegungsstopp‹.«