Kleine Reihe – Archiv der Stadt Calw

Zwei Zeitzeugen erinnern sich

von ,

Theo Schnürle wurde im Jahre 1920 in Calw als Sohn des Bäckermeisters Hermann Schnürle geboren. In einer pietistischen Familie aufgewachsen, erlebte er als Jugendlicher die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise und die Machtübernahme der Nationalsozialisten in der kleinen Stadt im Nordschwarzwald. Die Ereignisse des Jahres 1933, die Verhaftung von Regimegegnern, die Aufmärsche und nationalen Feiern verfolgte er mit staunender Begeisterung. Gegen den Wunsch des Vaters wollte er Teil der Hoffnung verbreitenden, nationale Stärke versprechenden „Bewegung“ werden. Dies, aber auch die unbeschwerten Kindheitsfreuden, die Lehrer an seiner Oberschule und die politische Stimmung in der Stadt in den ersten Jahren der NS-Diktatur schildert Theo Schnürle mitunter ernst und nachdenklich, oft launisch und ironisch und mit spitzer Feder. Sein Vater wurde im Herbst 1933, nachdem er sich nicht an der Reichstagswahl und der Volksabstimmung über den Verbleib Deutschlands im Völkerbund teilgenommen hatte, in demütigender Art als „Volksverräter“ durch die Straßen Calws getrommelt. Auch daran und an die Reaktionen der Calwer auf diesen barbarischen Akt erinnert sich Theo Schnürle. Die in den 1980er Jahren für einen kleinen Kreis verfassten Jugenderinnerungen werden hier erstmals einem größeren Interessenskreis präsentiert. Da Theo Schnürle nirgends über seine traumatischen Erfahrungen als Frontsoldat berichtet hat, wurden die Erinnerungen ergänzt durch die Erinnerungen des ebenfalls – im Jahr 1927- in Calw geborenen Peter Epple. Peter Epple wurde noch als Jugendlicher zur Wehrmacht eingezogen und erlebte die schweren Kämpfe um Crailsheim im April 1945