Kleiner Stimmungs-Atlas in Einzelbänden

Eine Einzelstimmung

von , ,

Die Albernheit – obwohl ringsum praktiziert – ist dem Verdikt eines unübersehbaren Ernstes zum Opfer gefallen. Entsprechend marginal sind die wissenschaftlichen Erträge zu dieser kindischen, beiläufigen, grundlosen und – bei optimalem Sender-Empfänger-Verhältnis – unterhaltenden Stimmung. Mit gediegenen Begriffen wie ‚Satire‘ und ‚Ironie‘ wird das künstlerisch-literarische Bedürfnis nach Albernheit überspielt und eingezäunt. Aber ein Begriff des Albernen als künstlerische Strategie der grenzenlosen Fantasie erlaubt es auch, den Kanon der Kunst- und Literaturgeschichte zu überprüfen – einschließlich ihrer hohen Meisterwerke.

Ist es Realitätsverkennung, in Zeiten, da Studenten Wikipedia für eine Enzyklopädie halten und Quiz-Sendungen der allgemeinen Fortbildung dienen, ein universalenzyklopädisches Unterfangen mit offenem Ausgang anzugehen? Wir sind hier doch nicht im 18. Jahrhundert! Muss doch alles schnell gehen, heute, und
bitte, bitte nicht so kompliziert, okay? Andererseits fordert nicht nur das Schreckensregime des fröhlichen Oberflächenwissens Gegenwehr heraus. Auch die Erweiterung dessen, was heutzutage als Form und Gegenstand ästhetischer Erfahrung gelten darf und muss, verlangt nach neuen Begriffs-Instrumentarien: Unser
ästhetisches Verhältnis zur Welt lässt sich nicht länger allein in den Kategorien von ‚Hoch-‚, ‚Pop-‚ oder ‚Subkultur‘ oder im Raster sogenannter Stile, Schulen und Epochen erfassen. Der ‚Kleine Stimmungs-Atlas in Einzelbänden‘ behauptet, die Lösung dieser Probleme zu liefern. In fortlaufend erscheinenden kleinen Bändchen zu je einem Lexem sortiert sich unsere Ästhetik neu: von der ‚Albernheit‘ bis zur ‚Zeitung‘, von der ‚Angst‘ bis zum ‚Wald‘. Der didaktischen Gymnastik merkkästchenbefrachteter Einführungsbände verweigert sich
der ‚Stimmungs-Atlas‘ genauso wie der ‚pauschalreisenden Erkenntnis‘ (Wolfgang Hegewald).
Seine Form ist der Essay, sein Format jackentaschengeeignet und das Ziel die heitere Erkenntnis.