kleines Glück ganz groß

Erzählung

von

Fast könnte man sie beneiden, die lebendige, phantasievolle Ich-Erzählerin, wie sie es schafft, die Balance zu halten zwischen ihrem anspruchsvollen Beruf als Eurythmie-Lehrerin und der wenig anspruchsvollen Aufgabe als Leiche beim Film. Unverdrossen sieht sie ihre Zukunft als bunte, frei schwebende Luftballons, die kommende Highlights signalisieren. Während sie auf ihren geliebten Helden Lelio wartet, wird sie selbst zur Heldin eines Alltags, der durch ihr Talent zum Beobachten und Träumen nie in die Routine abgleitet. Ob sie als elegant gekleidete Komparsin durchs Arabella-Hotel spaziert oder mit dem originellen Schuster Bratkartoffeln verspeist, immer ist sie ganz bei der Sache. Ganz bei sich. Und gleichzeitig auch ganz bei den Menschen, die sie in ihr Leben lässt, die sie beobachtet, toleriert.

Es ist eigentlich mehr das Bitterleben der anderen, der Welt im Allgemeinen, dem sie nie gleichgültig, sondern mit höchster Anteilnahme und manchmal fassungslos gegenübersteht. Und während sie berührt ist, rührt sie auch ihre Leser, die ihre Zuversicht und Tapferkeit bewundern und sie niemals bedauern, weil sie spüren, dass es für eine so große Seele ein Unglück wäre, in ein Milieu oberflächlicher, gelangweilter und unzufriedener Menschen hineingeboren zu werden, die im Nur-Materiellen stecken bleiben und deren Überlebenstrieb dabei immer mehr verkümmert.
Tina Saal, Autorin

Eine großartiges Erzählung aus den 90-er Jahren und ein Stück Zeitgeschichte.
Andreas Mäckler