Konturen und Akzente des Literaturbetriebs

Hans Bender - Walter Höllerer. Briefwechsel 1953-1954

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Als Hans Bender und Walter Höllerer im Jahr 1953 die im Hanser Verlag erscheinende Zeitschrift Akzente gründeten, war das literarische Leben der jungen Bundesrepublik noch im Aufbau. Der Gegensatz zwischen Bewahren und Aufbruch –, so der Titel eines poetologischen Entwurfs Höllerers –, der für das literarische Feld der 50er Jahre konstitutiv war, stellte auch die beiden Akzente-Herausgeber vor besondere Herausforderungen. Zwar wollten die Akzente in der kontroversen Lage der 50er Jahre dezidiert zwischen progressiven Strömungen und bewahrenden Kräften vermitteln, das Spannungsfeld war jedoch so stark, dass es das avancierte Projekt Benders und Höllerers bereits zu Beginn beinahe zerrissen hätte.
Dass Bender um 1954 in Heidelberg wohnte, Höllerer in Frankfurt a.M. Assistent an der Universität war und der Verlag in München saß, hat zudem eine besondere Kommunikationssituation bewirkt: Viele der redaktionsinternen Besprechungen zwischen Bender und Höllerer sowie die meisten Verhandlungen mit dem Hanser Verlag wurden im Medium des Briefes fixiert. So hat sich aus den ersten Jahren ein ungewöhnlich dichter Briefwechsel erhalten. Hier werden die Probleme und Lösungsstrategien, die Glücksmomente und Hoffnungen sowie die Ängste und Sorgen sichtbar, die mit der Gründung der Akzente verbunden waren. Zugleich sind die Briefe aber auch Dokumente des Beginns der engen Freundschaft zwischen Bender und Höllerer, zweier in vielen Aspekten unterschiedlicher Menschen, die mit schier unermüdlichem Engagement im Dienste der Literatur tätig waren und so das literarische Leben seit den 50er Jahren entscheidend mitgeprägt haben.