Kopfalbum

Eine Kindheit, eine Jugend - Chronik in Strophen

von

In seinem KOPFALBUM erkundet der 70jährige Fritz Werf seine Kindheits- und Jugendjahre, um zu erfahren, wie er der wurde, der er ist. Dabei ist er jeder Idealisierung, aber auch jeder Schwarz-Weiß-Malerei abhold. Harmonisches und Disharmonisches im kleinstädtisch-ländlichen Umfeld seiner Herkunft gelangen ins Gleichgewicht; sie erreichen in der lockeren chronologischen Abfolge, im kaleidoskopischen Arrangement der „Fakten“ und durch die mal frei parlierende, mal metrisch gebundene Strophik sinnlich-poetische Dichte und Spannung. Werf schlüpft in diesen Erinnerungsbildern in die dritte Person, erzählt distanziert „von außen“. So kann er den subjektiven Kern der frühen Erlebnisse, Ereignisse und Begegnungen mit Menschen, die seinen Lebensweg prägten, auf eine allgemein gültige Ebene heben, ohne das nur für sein Entwicklung Charakteristische zu verwischen. Dazu zählt das seine Innenwelt bestimmende Leitmotiv der „Sprach-Lust“. Schon im Kind keimt beim Spiel mit Nudelbuchstaben in der Suppe die Ahnung, „dass Worte eine kostbare irdische Nahrung.“ Und der dichtende Oberschüler saugt den Satz von Jean Paul in sich auf: „Die Poesie ist die Aussicht aus dem Krankenzimmer des Lebens.“ Von daher kommt es, dass auch das KOPFALBUM wie die früheren lyrischen Werke des Autors keinem l’art pour l’art frönt. Auch in dieser Dichtung drückt unverwechselbar jedes Sprachbild, jeder Rhythmus, jeder Gedankengang freudig Erlebtes, bitter Erlittenes, dankbar Empfangenes, aber auch entschlossen Zurückgewiesenes, als inhuman Verabscheutes aus.