Krautig

13 Kleinromane, welche die Tiroler ums Verrecken nicht schreiben wollen

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In der Tiroler Literatur wird schon seit Jahrzehnten streng darauf geachtet, dass der produzierte Text nicht aneckt und Subventions-schlüpfrig und Krabben-leicht wie ein Krimi ist.
Das Land wird zugeschüttet mit Texten, die niemand braucht, nur selten macht sich jemand an die Drecksarbeit, diese notwendigen und sinnaufwändigen Sachen zusammenzuschreiben für einen Kleinroman.

In einer schreiberischen Notaufnahme sind hier die wichtigsten Kleinromane zusammengestellt, die bislang ums Verrecken niemand schreiben wollte.
Dabei geht es in OT um einen Landeszipfel, der trotz der Einlagerung im Gebirge Vieles von der Erotik der Ukraine hat. Unter den sinnlosen Gebirgszacken lassen kaputte Städter ihre Wochenendhäuser verrotten.
Die ehemaligen Revolutionäre haben es gleich zweimal nicht geschafft, einmal hat sie das Gebirge vernichtet, zum anderen die Bürokratie, wogegen sie sich mit sinnlosen Erfindungen wehren.
In einer Fälscherwerkstatt für Seniorenkarten laufen die Fäden für alte Rezepte zusammen, bei deren Anwendung zuerst das Fett im Tegel und später die Haut des Anwenders explodiert.
Ein Gebirgsschiff erweist sich als großer Hit für das Gebirgsmuseum des Desasters.
Reste von Familienstrukturen lassen sich nur noch dann aufrechterhalten, wenn sich die Familienmitglieder rechtzeitig und gegenseitig in diverse Heime einweisen.
Zwei Beamte müssen in die Ukraine, um adäquaten Scheiß aus dem Ersten Weltkrieg für Jubiläumsfeiern zu organisieren, dabei stoßen sie in und auf die Genitalien der geschundenen Nachfahren des Habsburgerreichs.
Unter dem Vorwand, einen Reiseführer für die Krim zu schreiben, macht sich ein dubioser Schilehrer aus Sotschi an die Kiste von Felix heran, der zumindest als Rechnung an das Brennerarchiv schon allerhand Vorarbeiten geleistet und abgerechnet hat. Im unteren Teil der Kiste sind freilich leere Kladden eingepackt, zum Teil noch original-verschweißt, wie sie beim Müller-Markt um drei-achtzig herumliegen.
Nach der Methode der alten Kaiser-Pfalzen ziehen zeitgenössische Touristiker über die Seidenstraße der Wellness und steigen überall ab, wo ihre Körperöffnungen gut behandelt werden.
Mit Wörtern, die an der Oberfläche nicht ausgesprochen werden dürfen, gehen die Protagonisten einer düsteren Zukunft in den Untergrund und suchen zwischen Fäkalien und Fiktionen einen neuen Lebenssinn.
In einer Designer-Zeitung wird versucht, die pure Glätte herzustellen, Gegenstände und Rituale erreichen dabei eine Inkontinenz, die sie ständig auslaufen lässt.
Manche Ereignisse schließlich sind so klein, dass sie auch in der Leere der Peripherie nicht mehr richtig wahrgenommen werden und ihr Dasein als ewiger Halbsatz fristen müssen.