Krisenprävention

Ein möglicher Weg aus Krieg und Genozid – Alternativen für die Entwicklungszusammenarbeit. Fallbeispiel: Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Ruanda (Berlin/Kigali, 1996)

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(.) In Ruanda hat sich eine der größten menschlichen Katastrophen seit dem 2. Weltkrieg ereignet: Etwa eine Million Menschen wurden in nur gut drei Monaten getötet, ca. drei Millionen flohen ins Ausland, in der Zwischenzeit kamen ca. zwei Millionen Menschen als so genannte „Altflüchtlinge“ – d.h. Flüchtlinge zwischen 1959 und 1994 – wieder zurück. Inzwischen sind besonders seit November/Dezember 1996 fast alle so genannten „Neuflüchtlinge“ in ihre Heimat „zurückvertrieben“ worden – ein riesiges Konfliktpotential, u.a. wenn man davon ausgeht, dass ca. 250.000 Menschen gemordet haben, dass z.Zt. ca. 100.000 Menschen in den Gefängnissen im Lande sitzen und auf eine Aburteilung oder Entlassung warten.
Wie konnte es zu einer derart flächendeckenden Zerstörung kommen? Und: Wie kann eine derart zerstörte Gesellschaft gemeinsam ihre Zukunft gestalten, wo Mörder und Opfer Tür an Tür leben und gemeinsam die Felder bestellen? Welche Rolle kann EZ hier übernehmen, um das Konfliktpotential mindern zu helfen?
Die Studie von Professor Kum’ a Ndumbe III. ist das Ergebnis eines Experiments, das unter dem Schlagwort „Krisenprävention“ oder „Beitrag zum Frieden“ läuft, dessen Hintergrund aber in der Annahme liegt, dass die internationale Gemeinschaft eine derartige Katastrophe aus menschlichen wie finanziellen Gründen einfach nicht mehr zulassen kann und darf.
Eine Besonderheit liegt weiterhin in der Beauftragung eines Afrikaners mit der Studie, der sowohl in der deutschen wie in afrikanischen Kulturen lebt, denkt und fühlt und der als Politologe über die nötigen wissenschaftlichen Werkzeuge verfügt. Hat ein Afrikaner mit diesen Voraussetzungen einen anderen Zugang zu einer (anderen) afrikanischen Kultur und Gesellschaftsstruktur als ein qualifizierter deutscher/europäischer Sozialwissenschaftler? Sollten wir nicht sehr viel mehr unseren afrikanischen Kollegen/-innen zuhören, ihre Analysen, Vorschläge und Vorgehensweisen zur Kenntnis nehmen?

(Aus dem Vorwort von Dr. Reinhardt Bolz, GTZ)