Kultur & Kritik

THE WIRE und der Kampf um die Medien

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THE WIRE gehört zum neuen, von der Kritik hochgelobten Quality-TV und gilt vielen Kommentatoren als die „greatest TV-show ever made“. Die FAZ feierte die von 2002 bis 2008 ausgestrahlte Serie mit einem ziemlich kühnen Vergleich als einen „Balzac für unsere Zeit“: „Im urbanen Mikrokosmos Baltimore entsteht ein hochdifferenziertes Bild der sozialen Wirklichkeit Amerikas.“ Es geht um die soziale Verelendung der vom Kapital verlassenen amerikanischen Großstädte, die daraus erwachsende Schattenwirtschaft der Drogenkriminalität und ihre Folgeprobleme, die Hilflosigkeit und Korruption von Politik und Polizei, den virulenten Rassismus und einiges mehr. Ein Aspekt von THE WIRE ist bislang indes kaum thematisiert worden: die ständige Auseinandersetzung, ja der Kampf zwischen organisierter Kriminalität und Polizei um die Medientechnologien. Schon der Titel der Serie ist bezeichnend: „wire“ (dt: Draht, Kabel, Leitung) verweist auf das Telefon, andere elektronische Kommunikationsmittel und Abhörgeräte.
Die kleine Studie zeigt, dass THE WIRE einen zentralen Punkt der heutigen Gesellschaft trifft – ihr Selbstverständnis als durch und durch von Medien abhängig und von Medien geprägt. Doch wer hat Zugriff auf die Medien? Wer darf welches Wissen über wen erlangen? Mediatisierung ist immer auch ein Kampf – den THE WIRE exemplarisch inszeniert.