Kunst versus Kapital

Zeitgenössische künstlerische Strategien der Kapitalismuskritik

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Angesichts der Globalisierung und des beschleunigten Rhythmus ökonomischer Entwicklung, den die neuen Medien- und Informationstechnologien forcieren, erscheint die Wirtschaft heute mehr denn je als das alles bestimmende und durchdringende gesellschaftliche System. Das hat auch innerhalb des Systems der Kunst zu einer (fruchtbaren) Kontroverse geführt, die Fragen über den Status Quo der Gegenwart und nach der Funktion von Kunst im 21. Jahrhundert aufwirft. Wenn wir an eine oppositionelle oder politisierte Kunst denken, fallen uns vermutlich sofort die Strategien der historischen Avantgarde ein: Dada, das sich gegen die bürgerliche Kultur richtete, die antiimperialistische, propagandistische Kunst des Sozialistischen Realismus, die Anti- Kunst-Positionen von Fluxus der Sechziger, die repräsentations- und institutionskritischen Interventionen der siebziger Jahre oder auch die kontextzentrierte bzw. mit Identitäts- und Gender-Fragen befasste Kunst der Achtziger. In den neunziger Jahren zeichnete sich eine verstärkte „Repolitisierung des Kunstbegriffs“ (Holger Kube Ventura) ab, was sich bis heute in zahlreichen künstlerischen Arbeiten weiterführt. Sich auf die Suche nach den expliziten Ausnahmen in der Kunstgeschichte zu machen, wo Kunst nicht der Bestätigung, Repräsentation und Akklamierung herrschender Hegemonien dient oder diese sanft in einem erlaubten Rahmen kritisiert, sondern sich eine gesellschaftskritischen Funktion und soziale Stoßkraft aneignet, ist das Hauptanliegen dieser Publikation. Die Methode, den Kontext, in dem die künstlerische Praxis stattfindet, zum Objekt der künstlerisch-analytischen Auseinandersetzung zu machen, macht die Kunst zu einem Instrument der Selbstbeobachtung der Gesellschaft, sowie zu einem wichtigen Instrument der Kritik und der Analyse sozialer Verhältnisse. Dies kann durch formal so unterschiedliche Herangehensweisen wie Allan Sekulas essayistische Fotografien, monochroms ironischen Aktionismus, Andreas Siekmanns kritische Zeichnungen, Matthieu Laurettes Entwendung der Sprache des Systems, Oliver Resslers dokumentaristische Videos, Santiago Sierras radikalen Inszenierungen von Arbeitsverhältnissen oder auch den Cultural Hacks von The Yes Men bzw. Steinbrener und Dempf geschehen, um nur einige der Künstler/innen zu nennen, mit denen sich die Autorin in diesem Buch profunde auseinandersetzt.