Kurzportraits kurz & bündig

Autorin. Burschenschaftlerin. Matriarchin. Rotkäppchen.

von

Stefanie Sargnagel von Antonia Thiele
Stefanie Sargnagel ist gerade wieder in Marokko. So weit, so vermeintlich unverfänglich. Tatsächlich fasst der Satz gut die Sprengkraft zusammen, die mit der Wiener Autorin und Künstlerin zusammenhängt. »Ich bin in Marokko bei einer Tagung über Babykatzen«, das ist ihre automatische Antwort auf E-Mails. Das klingt ein bisschen nach schrägem Humor, man könnte den Satz beiseite wischen und sich nur etwas wundern. So ist das oft bei Stefanie Sargnagel: Die eine Hälfte versteht ihr Verhalten nicht (oder schlimmer noch: missversteht es). Die andere weiß, dieser Satz bedeutet etwas. Nämlich: Ihr könnt mich mal. Gehen ihr männerdominierte akademische Verbindungen auf die Nerven, gründet Sargnagel eine feministische Gruppe und nennt sie die »Burschenschaft Hysteria«. Während ihre Kommilitonen im Kunststudium den Professor und Künstler Daniel Richter umschwärmen, verbringt sie ihre Zeit lieber beim Nebenjob im Callcenter und schreibt Bücher darüber. Ihr Verhalten wirft Fragen auf. Für die eine Hälfte sowieso, für die andere aber auch: Ist das Satire oder ist die echt so? Was ist nur ein Facebook-Post, was eine Kampfansage? Ist sie gerade sauer – oder ist es eher das virtuelle Schulterzucken, das echt ist?