Lady Feltham /Valse mélancolique

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Die Sonne steigt langsam herab, dunkle Röte sickert durch den Sommer am Abend. – Eine fieberhafte Erotik durchzieht Zbynek Hejdas Gedichte und Prosatexte, die zugleich vom Wissen um die Allgegenwart des Todes erfüllt sind. Vom ewigen roten Licht in den Kirchen, von offenen Gräbern, verwilderten Weingärten und modernden Federbetten ist da ebenso die Rede wie von stummen Verrückten, Verzweifelten, die geschüttelt im rosigen Fleisch der Dirnen vergehen. Und während der Regen ein durchfrorenes Grüppchen Begräbnisgäste durchnässt, pisst ein Betrunkener im Hof eines Wirthauses. „Man ahnt herrliche brennende Schöße“. Mit Lady Feltham (1979) und Valse mélancolique (1995) schuf Zbynek Hejda zwei Schlüsselwerke der tschechischen Lyrik des 20. Jahrhunderts. Teilweise handelt es sich bei diesen Texten um Traumnotate – Träume von Japanerinnen etwa, oft skurril, mitunter verstörend -, nebst einem Lobgesang auf die alten chinesischen Dichter, die „vollkommen besoffen von Reisschnaps“ Verse über einen blühenden Pflaumenzweig schrieben und so „die Poesie des Alters aus der Betrunkenheit destillieren“.