Lebensklänge

Eine Erinnerung

von

Er ist ein begnadeter Fagottist und ein international gefragter Dirigent und Pädagoge. Er war Solofagottist bei den Wiener Symphonikern und im legendären Concentus Musicus, Gründungsmitglied beim Ensemble Wien-Berlin – und er leistet sich zu seinem Geburtstag eine Rückschau auf ein überaus reiches Musikerleben: Milan Turković.
Geboren in eine aristokratische Familie in Zagreb erlebte er als Kind sowohl den Faschismus in Jugoslawien als auch die Schikanen des Tito-Regimes. Nur der Courage seiner Mutter ist es zu verdanken, dass sie mit ihrem Sohn wieder in ihre ursprüngliche Heimat Österreich ausreisen durfte. Im Wien der Nachkriegszeit lernt er im Salon der Mutter, selbst Sängerin, viele prominente Künstler kennen, die ihn inspirierten und die seine Liebe zu Bühne und Musik begründeten.
Wie Milan Turković aber schlussendlich dazu kam, sich dem Fagott zuzuwenden und was dieses Instrument mit seiner lebenslangen Aversion gegen Waffen jeder Art zu tun hat, ist eine der bemerkenswerten und auch erheiternden Geschichten in diesem Buch.
Unterhaltsam sind auch die Erzählungen über die vielen Reisen als Musiker – als junger Mann auf abenteuerlichen Wegen durch Afrika oder später unterwegs auf der ganzen Welt – sei es in der „Holzklasse“ oder sei es in Privatjets, als Orchestermusiker, als Solist oder später als Dirigent.
Faszinierend beschreibt er die Arbeit mit Nikolaus Harnoncourt im Concentus, die Gründung des Ensemble Wien-Berlin, das Leben mit Orchestermusikern und bar jeder Eitelkeit seine Begegnungen mit dem Who-is-Who der internationalen Künstler- und Musikerszene. Er erzählt über Umstände bei früheren CD-Aufnahmen oder von seiner Zeit als Quizmaster für das Fernsehen. Er spielte und dirigierte auf Berggipfeln oder in Flugzeughallen ebenso wie in allen bedeutenden Konzertsälen der Welt. Er trat schon einmal in einem Elvis-Kostüm oder singend mit Gerhard Bronner auf, und er schwärmt von seiner Liebe zum Jazz und von seiner Freundschaft zu Wynton Marsalis. Auch seiner zweiten Frau und großen Liebe, Ingrid Wendl, widmet er ein berührendes Kapitel.
Milan Turković lässt uns teilhaben an seinen Erfolgen und Enttäuschungen. Er bringt herrliche Anekdoten aus allen Jahrzehnten, doch was er über seine Künstler-Kollegen schreibt, ist niemals voyeuristisch oder entlarvend, sondern Milan Turković erweist sich einmal mehr als umfassend gebildeter, vornehmer und vor allem den Menschen zugeneigter Beobachter.
So ist dieses Buch eine Lebensgeschichte UND ein hochinteressantes Stück Musikgeschichte, vor allem ist es ein Buch, das mit großem Genuss und Gewinn zu lesen ist.