Lebenssee IV

Wandelaltar

von

Mit der vierten Welle von Walter Pilars „Lebenssee“ findet eine der beeindruckendsten Erschreibungen einer Lebens-Landschaft ihren Abschluss. Zusammen mit dem dritten Band komplettieren die vorliegenden Kapitel „Gesprenge“ und „Altarschrein“ die Tektonik eines Wandelaltars. Das Buch führt uns u.a. ins Höllengebirge, durch die Trauntalachse und ins Tote Gebirge und kulminiert in einer Dokumentation von Pilars bezugsreicher kinetischer Plastik, dem „Karbach-Hochaltar“, – gleichsam einer profanen Apotheose der Tetralogie. In gewohnter Meisterschaft verwandelt sich Pilar eine Fülle heterogener Textsorten zwischen Fakt und Fiktion an und schöpft aus einem reichen Reservoir noch nicht gehörte poetische Idiome. Die Vielzahl der aus O-Ton-Transkriptionen, historischen Dokumenten, Interviews, Erzählungen, Gipfelbucheintragungen, Lautgedichten u.v.a.m. vernehmbaren Stimmen verweist auf die stupende kulturelle Diversität, die Pilars Dichtrecherche an jenem kleinräumigen Soziotop herausarbeitet, und nicht zuletzt auf die Dynamik von dessen Wandel, der geprägt ist von Verlust und Zerstörung, aber auch von Liberalisierung in kreativen Nischen, immerhin. Mit kritischem Feinsinn, historischer Sorgfalt, mit der Freude an Spielerischem und seinem Zug ins Phantastisch-„Skurreale“ schuf Walter Pilar ein singuläres Werk, das regionale Sprachformen als Treibstoff für avancierte poetisch-poetologische Erkundungen einzusetzen versteht. Ein dialektal-dialektisches Meisterwerk.