Liebe und Tod

Roman

von

„…Ich beschreibe Ihnen meinen kleinen Sohn: In tiefem Ernst kam er zur Welt. Als er aus der Spalte glitt, zwischen den gespannten Lippen hervor, glich sein hoher, erhabener Schädel am Ende des Körperpfahles, der da herausfuhr, einem Fetisch der Kwakiutl, einer kleinen Idolfigur aus Ozeanien:Der Mund breit und wie mit Messerschnitten aus dem Holz herausgekerbt, die Augen geschlossen, rund heraustretend, mandelförmig – die Augen eines Adlers an einem Totempfahl; die Farbe des Körpers mit den verschränkten Armen und Beinen erschien lehmig oder mergelgrau im Licht der Kreißsaallampe, und das irdene, skulpturenhafte Aussehen all der Formen wurde noch betont durch das flach an den Schädel gewellte, dunkle Haargekräusel: Was mir da entgegentrat, war ein würdevoller kleiner Häuptling, ein Bote, der im fest verschlossenen Mund eine Botschaft überbrachte, ein Fremdling, der aus einem Land daherkam, von dem ich nichts mehr wußte und keine Erinnerungen bewahrte…“