Literatur aus dem Maghreb

Von Djinns, Prinzen und wundertätigen Rabbis

von

Kan hatta kan – Es war einmal, oder vielleicht auch nicht…
Wer in Marokko ein Märchen auf Arabisch erzählt, beginnt mit diesem Satz. Es war einmal, vielleicht aber auch nicht, wer weiß das schon – die Wahrheit kennt nur Gott. Niemand kann den Wahrheitsgehalt eines Märchens überprüfen. Märchen sind Allgemeingut, und kein Leser oder Zuhörer – schon gar nicht die Kinder – fragt nach dem Namen der Dichter, meistens sind sie überhaupt nicht bekannt. Gerade marokkanisches Kunstschaffen, das immer auch im Kontext des Islams steht, unterliegt eigenen Regeln, denn in der islamischen Kunst zählt ausschließlich das Kunstwerk, der Künstler dagegen bleibt immer anonym. In diesem Kunstverständnis wird jeder, der ein Märchen irgendwann einmal aufge-schnappt hat und weitererzählt, zu einem Märchendichter.