Literatur

Aus dem Leben eines Callboys

von ,

Bei dem Titel dieses Buches handelt es sich um den wirklichen Namen des aus Tschechien stammenden jungen Mannes Tomas. Viele der hier geschilderten Erlebnisse sind autobiographisch. Tomas lebt ohne Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in Hamburg und schafft als Callboy an.

Seine Geschichte wird von François Maher Presley aus verschiedenen Perspektiven erzählt, und es wird nicht mehr deutlich, ob der Ich-Erzähler fiktive Begebenheiten oder Tatsachen berichtet, Tomas spricht oder der Autor. Damit soll auf der einen Seite die Aussichts- und Hoffnungslosigkeit des Lebens eines Prostituierten deutlich gemacht werden, andererseits aber auch das Leben in einer Wirklichkeit, die nur aus Verdrängung und Träumen zu bestehen scheint, aus eiskalter Berechnung und der Suche nach Liebe und Zärtlichkeit.

Die Geschichte der Partnerschaft zwischen Tomas und seinem Freund Klaus wird von Erlebnissen, die das Leben auf dem Strich bestimmen, unterbrochen, um dadurch die Parallelität der Ereignisse wiederzuspiegeln, ohne sie, die Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, zu stören.

Eine weitere Perspektive ergibt sich durch die Radierungen des Künstlers Willibrord Haas, die zufällig ausgewählt wurden und mit den Personen, die im Text erwähnt werden, nicht identisch sind, und die vom Autor diesen zugeordneten lyrischen Texten, die zusammen vielleicht wahre Begegnungen zwischen Tomas und dem Autor beschreiben, bei denen allerdings nicht deutlich wird, ob es sich nicht eher um die Illusion solcher handelt, die im starken Widerspruch zu der eigentlichen Erlebniswelt von Tomas stehen.

Abgerundet wird der Band durch zwei Interviews, in denen Tomas und ein Stammkunde im O-Ton zu Wort kommen und damit eine völlig neue Realität für den Leser schaffen.