Literatur

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In seinem neuesten, gleich drei Mal prämierten Buch, umkreist Pierre Guyotat sein ­vom Algerienkrieg gezeichnetes Leben zwischen seinem 19. und 22. Lebensjahr. Die schmerzvolle, mit der Flucht nach Paris ­vollzogene Befreiung vom Vater mündet unmittelbar in die Einberufung zur Armee. Die Konfrontation mit militärischem Drill, dumpfer Schikane und Sadismus und die wegen Ungehorsams auferlegte Inhaftierung wirft den jungen Mann zurück auf grundlegende Erfahrungen.
Mit großer Sympathie für den Freiheitsjubel der algerischen Bevölkerung protokolliert Guyotat die Niederlage und den Rückzug der französischen Armee. Der junge Mann erlebt den aufzehrenden Materialtross zurück nach Frankreich als ebenso stumpfe wie luzide Zeit. Zurück im Paris des Jahres 1962 erwartet ihn wie viele seiner Generation Hunger und Verlassenheit, dem nur der Glaube an die Kunst etwas entgegensetzen kann.
Nachdem im Jahr 1967 Claude Simon aus Protest gegen die Nichtberücksichtigung von Guyotats Grabmal für fünfhunderttausend Soldaten die Jury des renommierten Prix Médicis verließ, wurde ihm der Preis nun über 50 Jahre später für Idiotie zu­ge­sprochen.